Beobachtung der Sonne auf La Palma

Beobachtung der Sonne auf La Palma

Jürgen Weltenbummler

Neuigkeiten

Nach dem ELT (Extremely Large Telescope) wird das TMT sicherlich das prestigeträchtigste Observatorium der Welt werden. So etwas möchte man sich als „Starlight Island“ natürlich nicht entgehen lassen und wirtschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel Arbeitsplätze spielen natürlich ebenfalls keine unbedeutende Rolle. Vor allem aber würde La Palma wieder etwas weiter ins Licht der Wissenschaft rücken. Es wäre also super cool ein TMT zu haben.

Vorkehrungen sind getroffen und alle erforderlichen Unterlagen für den sofortigen Baubeginn auf La Palma sollen bereitstehen. Allerdings spricht das verantwortliche Konsortium noch immer von Präferenz Hawaii und La Palma als Alternative.

Thirty Meter Telescope

Das Thirty Meter Telescope (TMT) soll ein Spiegelteleskop mit 30 Meter Spiegeldurchmesser werden. Gebaut wird es von einer Kooperation aus mehreren Staaten unter Führung des Caltech mit kanadischen Universitäten. Der Hauptspiegel soll aus 492 Segmenten mit einem Durchmesser von je 1,4 Meter gefertigt werden. Es wird mit einer adaptiven Optik ausgestattet sein und eine zehnfach höhere Auflösung als das Hubble Space Telescope erreichen.

Wo wird das TMT stehen?

Jede kleine Richtungsänderung wird gerne von der palmerischen Presse aufgenommen, um die TMT-Träume zu erhalten. Einige Anzeichen sprechen jedoch tatsächlich für einen kleinen Richtungswechsel.

Nach dem sich vor kurzem Indien für einen Bau auf dem Roque de los Muchachos ausgesprochen hat, sind weitere Partner des Konsortiums am Wackeln. Einstige Gegner wie Japan und Kanada können sich nun ebenfalls die Installation in der Gemeinde Garafia vorstellen.

Ob das immense Instrument auf Hawaii oder La Palma gebaut wird ist noch immer zweifelhaft. Doch die Zeit wird knapp, Entscheidungen werden wohl bald fallen müssen. Nicht zuletzt, weil es noch eine dritte Option gibt, die Niemand möchte. Das TMT wird gar nicht gebaut.

Neues Solarteleskop für La Palma

In einem 50 Meter hohen Turm soll das europäische Solarteleskop 4 Primär Spiegel der fortschrittlichsten verfügbaren Technologie erhalten, die darauf optimiert sind, magnetischen Kopplung zwischen der tiefen Fotosphäre und der oberen Chromosphäre zu untersuchen. Das EST soll damit das größte jemals in Europa gebaute Solarteleskop werden und Astronomen das leistungsfähigste Werkzeug zur Beobachtung der Sonne geben.

EST ermöglicht damit gesammelte Daten der Sonne mit extrem hoher Bildqualität zu analysieren, die europäische Position auf dem Gebiet der Sonnenphysik zu verbessern und man erwartet, dass mit diesem Projekt die wissenschaftliche und technologische Entwicklung gefördert wird.

Um Europa an die Spitze der Solarphysik zu katapultieren haben sich 29 Partner und 9 kooperierende Institutionen aus 15 verschiedenen europäischen Ländern beteiligt. Österreich, Kroatien, Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Slowakei, Schweden , Schweiz und das Vereinigten-Königreich machen mit.

Spanien beteiligt sich über das IAC als Koordinator des Projekts und ist verantwortlich für verschiedene Arbeitspakete in Zusammenarbeit mit dem Institut für Astrophysik Andalusiens (IAA-CSIC).

Schon im Vorfeld hat die EU für Planung und Studien knapp 7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Kommt es zum Bau des EST werden jedoch ganz andere Summen fällig. Alleine der Bau des Observatoriums wurde mit einer Investition von ca. 200 Millionen Euro über eine Bauzeit von 6 Jahren veranschlagt. Hinzu kommen Folgekosten von etwa 10 Millionen Euro jährlich für den Betrieb des Solarteleskops. Da man von einer 30-jährigen Nutzungsdauer ausgeht, summieren sich hier noch einmal 300 Millionen Euro über die Betriebszeit.

Dabei darf man natürlich die Vorteile nicht vergessen. In der langen Bauzeit würden hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen und für den laufenden Betrieb werden auch danach noch viele Arbeitnehmer einen sicheren Arbeitsplatz erhalten. Hinzu kommen wirtschaftliche Renditen, die durch Sonderleistungen entstehen. Kostendeckend wird das zwar eher nicht sein, aber im Rahmen der Wissenschaft sicherlich vertretbar.

Swedish Solar Teleskop – SST

Schon 1979 traf Spanien mit England, Dänemark und Schweden ein Abkommen für astrophysikalische Forschung auf La Palma. Damit war der Weg für die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften zum Roque de Los Muchachos frei.

Die Akademie der Wissenschaften, sie ist bekannt für Ernennungen der Nobelpreisträger, hat sich die Förderung von Naturwissenschaften zur Aufgabe gemacht und forscht seither auf La Palma nach Ereignissen auf der Sonne.

Dazu nutzt man das zweitgrößte Linsenfernrohr der Welt. Dieses ist integriert in einen 30 m hohen Turm. Eine lediglich 98 cm kleine Öffnung leitet Sonnenstrahlen ins Innere der Anlage, wo über eine komplizierte Spiegeltechnik das Sonnenbild 1.000 mal pro Sekunde über Computerbildschirme ausgewertet und analysiert werden.

Besonderes Interesse der Physiker liegt dabei auf Sonnenflecken die durch lokale Störungen im Magnetfeld entstehen und Sonnenexplosionen, welche Strahlungen und Funkstörungen verursachen können.

Aktivitäten der Sonne unter die Lupe zu nehmen ist also ebenso wichtig, wie Erforschung fremder Galaxien durch die restlichen Observatorien auf dem Roque de los Muchachos. Das hat man erkannt, und möchte nun mit einem europäischen Solarteleskop die Möglichkeiten Verbessern.

Bereits 2016 wurde das EST Projekt im europäischen Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) aufgenommen und umfasst 21 wissenschaftliche und industrielle Einrichtungen aus 18 europäischen Ländern. Auf der Seite des EST verspricht man sich viel von diesem Projekt. Dort kann man lesen, dass der Bau einzigartige Möglichkeiten für technologische Entwicklung und Industrieverträge bringt.

„Dies wird die europäische Kompetenz bei der Entwicklung und Herstellung von Großspiegeln, aktiven Trägersystemen, Wärmesteuerung, mechanischen Strukturen, adaptiven Optiken, Hochgeschwindigkeit-Großformathletentoren, hochpräzisen wissenschaftlichen Instrumenten oder Datenmanagementsystemen verbessern.“

Für unsere Insel wäre die Installation des größten Europäischen Solar-Observatorium neben dem erwarteten Bau des TMT ein weiteres Prestige Projekt, welches die Position von La Palma als Beobachtungspunkt des Himmels in der Welt stärkt.

Jürgen Weltenbummler

Jürgen Klopp lebt und arbeitet seit ca. 25 Jahren auf den Kanaren. Seinen ständigen Wohnsitz hat er seit 19 Jahren auf der Insel La Palma.

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