Angeln auf den La Palma: Alles Wissenswerte

Angeln auf den La Palma: Alles Wissenswerte

Jürgen Weltenbummler

Tourismus

Obwohl eine Forschergruppe um Ricardo Haroun und Jose Castro mit der Universität von Las Palmas de Gran Canaria schon vor Jahren in einer Untersuchung feststellte, das die Kanarischen Inseln durch Überfischung und Verschmutzung bereits 90% der marinen Arten verloren hat, wird weiter fleißig gefischt und geangelt. Schließlich gibt es im fischreichen Atlantik jede Menge zu hohlen.

Ja, der Atlantik ist Fischreich und voller Leben.

Nur eben die Biodiversität leidet. Der extreme Rückgang einiger Arten scheint niemanden zu kümmern. Hauptsache Fisch auf dem Teller.

Sportangeln und gewerbliche Fischerei.

Manchmal fühle ich mich selbst etwas zerrissen, denn ich schwanke zwischen Überfischung und Fische essen. Alleine bin ich damit nicht, denn auch unsere Inselregierung scheint zweigeteilt. Zum einen möchte Sie Umwelteinflüsse gering halten, was leider nur selten funktioniert. Zum Andern verteilt sie Fangrechte was das Zeug hält und subventioniert sowohl gewerbliche Fischerei als auch Sportangler. Um einen kleinen Rest an Kontrolle zu erhalten, auch um rechtliche Aspekte der EU einzuhalten, werden dann fragwürdige Fangquoten festgelegt.

Als unbeteiligter Dritter sieht man schnell den Schuldigen für Überfischung. Es sind Berufsfischer, die unsere Meere leer machen. Die paar Fische die Sportangler aus dem Meer hohlen, können ja nicht ins Gewicht fallen – denkt man.

Nun sollte man nicht alles über einen Kamm scheren. Deshalb möchte ich privates Angeln und gewerbliche Fischerei getrennt behandeln. Beginnen wir im ersten Teil mit der Freizeitbeschäftigung Angeln.

Angelsport für Freizeitfischer

Angeln beruhigt, entspannt und befriedigt den menschlichen Jagdtrieb. Sagen jedenfalls Angler. Wie auf einer Insel üblich, tun es viele ohne Genehmigung. Dies ist allerdings Verboten und wenig empfehlenswert. Auch wenn Kontrollen selten sind, kann Fischfang ohne Erlaubnis teuer werden. Eine solche „licencia de pesca“ zu erhalten wird dem Inselbewohner einfach gemacht.

Alleine im letzten Jahr erteilte die kanarische Regierung 31.803 Lizenzen für Freizeit Fischer. 2.683 Lizenzen mehr als im Vorjahr.

Nur 3.722 dieser Lizenzen wurden an Frauen verteilt. Manchen schmeckt diese Monopolisierung der Männer nicht. Deshalb wurde im Ministerium beschlossen, das Frauen nun einen Bonos von 80% erhalten, wenn sie eine „licencia de pesca“ beantragen. Ob es den Fisch weniger beunruhigt, wenn eine Frau die Angel hält?

Welche Angelscheine gibt es auf La Palma?

Freizeit Fischer und Angler können auf den Kanaren unterschiedliche Lizenzen für kleines Geld erwerben. Man unterscheidet zwischen:

1ª clase: Pesca de recreo desde embarcación, utilizando el curricán de superficie.

Angeln von der Oberfläche mit einem Boot. Davon wurden 402 Lizenzen erteilt.

2ª clase: Pesca recreativa submarina a pulmón libre y marisqueo recreativo a pie.

Unterwasser Sportfischen mit Harpune (Apnoe ohne Pressluftflasche) und sammeln von Meeresfrüchten zu Fuß. 1.499 Personen gehen diesem Sport offiziell nach.

3ª clase: Pesca marítima de recreo en superficie, desde tierra o embarcación, sin utilizar el curricán de superficie y marisqueo recreativo a pie.

Angeln von Land oder Boot und Sammeln von Krustentieren an Land. Dafür wurden 26.707 Lizenzen auf den Kanaren verteilt.

Es ist auch möglich eine licencia de pesca in mehreren Klassen zu erhalten. Für diese Kombination wurden 3.195 Genehmigungen erteilt.

Wie bekommen Sie einen Angelschein?

Man stelle sich vor, jedermann könnte ohne Kontrolle eine Waffe kaufen und mit einem simplen online Antrag gegen eine Gebühr von 10,- Euro ohne Schulung, Sachverstand oder Hintergrundwissen, das Recht im Wald zu jagen erwerben. – Ich sehe die Hasen zittern.

So läuft es jedoch beim Fischen.

Eine Angel Lizenz der genannten Klassen können Sie direkt bei der Pesca oder durch einen simplen online Antrag erhalten. Etwas schneller geht es direkt bei der Behörde, in der Regel kann der Angelschein direkt, oder am Folgetag mitgenommen werden.

  • Servicio de Inspección Pesquera Tenerife: Avda. Francisco La Roche, nº 35- Ed.de Usos Múltiples I, Planta 0. Santa Cruz de Tenerife.
  • Oficina de Información y Atención al ciudadano (Excmo. Cabildo de La Palma): Avda. Marítima, nº 3. Santa Cruz de La Palma.

Aktuell benötigen Sie keinen Kenntnisnachweis, lediglich die „Tasa“ (Bearbeitungsgebühr) muss bezahlt werden. Sie richtet sich nach der jeweiligen Angelklasse.

  • Klasse I. 31,88 Euro
  • Klasse II. 23,91 Euro
  • Klasse III. 15,95 Euro

Möchten Sie jede der 3 Möglichkeiten, werden 71,74 Euro fällig.

Was Sie für den Antrag benötigen:

  • Nachweis der Identität des Vertreters (DNI, NIE oder Reisepass)
  • Wohnsitz auf den Kanaren (Urkunde der Gemeinde)
  • Nachweis über die Zahlung der Gebühren
  • Ärztliches Attest über den Gesundheitszustand
  • Einverständnis der Eltern, wenn nicht volljährig
  • Familienbuch, wenn Sie keine spanische Staatsangehörigkeit besitzen.

Was dürfen Sie mit Angelschein Fangen?

Helfen Sie mit die Küstengewässer leerzumachen, Fangen dürfen Sie alles was sich bewegt. Sofern es nicht um geschützte Arten geht und Mindestgrößen eingehalten werden.

Strenge Fanquoten für Angler

Wieviel Fisch gefangen werden darf ist mit 5 kg je Angeltour festgelegt. Gehen wir von kleinen Mengen aus, etwa 2 Fische pro Woche und Angler, werden bei 31.803 Lizenzen dann schon mehr als 3 Millionen Fische aus dem Atlantik gezogen.

Leider stimmt diese vorsichtige Einschätzung nicht. Es wird bedeutend mehr gefangen. Bis zu 10 Millionen Fische könnten es nach einigen Meinungen auf den Kanaren sein.

Hinzu kommen natürlich Spitzbuben, die Illegal abfischen was der Atlantik hergibt. Erst vor einigen Tagen ist ein solcher bei einer der seltenen Kontrollen aufgeflogen. Agenten der Inspección Pesquera erwischten ihn mit 37,65 kg fangfrischem Fisch im Hafen San Sebastian auf La Gomera. Geldstrafen von 600,- bis 60.000,- Euro werden dafür fällig, – scheint nicht abzuschrecken.

Ab welcher Größe darf ein Fisch auf den Kanarischen Inseln gefangen werden?

Ab welcher Größe ein Fisch gefangen werden darf, kann auf den Kanaren von nationalen Bestimmungen abweichen. Deshalb hier die erforderlichen Mindestgrößen:

Nombre oficial (Spanisch)Nombre vulgar (Kanarisch)Nombre científicoTalla (cm)
AligoteBesugoPagellus acarne12
CabrillaCabrilla, cabrilla rubiaSerranus cabrilla15
CachuchoAntoñito, calé, dientónDentex macrophtalmus18
ChopaChopa, negrónSpondyliosoma cantharus19
EstorninoCaballaScomber colias20
GitanoAbade, abadejoMycteroperca fusca35
JurelChicharroTrachurus trachurus15 *
Loro viejoViejaSparisoma cretense20
MeroMeroEpinephelus marginatus45
MorrajaSeifia, seifioDiplodus vulgaris22
PagelBrecaPagellus erytrinus22
PargoBocinegro, palletaPagrus pagrus33
SalpaSalemaSarpa salpa24
Salmonete de rocaSalmón, salmoneteMullus surmuletus15
Salmonete de fangoSalmón, salmoneteMullus barbatus15
Sama de plumaSama, serrudaDentex gibosus35
SargoSargo, sargo blancoDiplodus sargus22
Serrano imperialCabrilla, cabrilla reinaSerranus atricauda15

Machen Sie sich keine Gedanken, wenn Sie bestimmte Fischarten nicht, oder unter einem anderen Namen kennen. Im spanischen Staatsgebiet variieren Bezeichnungen je nach Autonomer Region. So nennt sich zum Beispiel der Kammbarsch „Mycteroperca fusca“ auf den Kanaren Abade, in Katalonien „Anfos“.

Geschützte Arten auf den Kanaren

Finger, Angel und Harpune weg! Diese geschützten Arten dürfen nicht gefangen werden.

Weichtiere – Mollusken

Nombre comúnNombre científico
ConoConus pulcher canariensis
BusioCharonia lampas
BusioCharonia variegata
Oreja de mar, almeja canariaHaliotis tuberculata coccinea
Lapa majoreraPatella candei
BusioSemicassis granulata
TonelTonna galea
TonelTonna pennata
AbanicoPinna rudis
OstriónSpondylus senegalensis

Krustentiere

Nombre comúnNombre científico
Langosta herreñaPanulirus echinatus
Langosta de antenaPalinurus elephas

Fische

Nombre comúnNombre científico
AnguillaAnguilla anguilla
Tamboril espinosoChilomycterus atringa
Brota de tierraGaidropsarus guttatus
Murión atigradoGymnothorax bacalladoi
Morena de pintitasGymnothorax miliaris
Caballito de marHippocampus hippocampus
Romero CapitánLabrus bergylta
Pargo AmericanoLutjanus goreensis
Corvina negraSciaena umbra

Insbesondere sind einige, sehr bedrohte Fischarten wie der Engelshai (Meerengel) der Weise Hai (Tiburón blanco -Carcharodon carcharías, und die Mantas und Mobulas besonders gefährdet und per Gesetz geschützt. Und das ist auch gut so.

Weitere Auflagen für Sportfischer

Beim Sportfischen vom Land aus sind maximal zwei Ruten oder Leinen pro Lizenz geangelt werden. Der maximale zulässige Abstand zwischen den Ruten beträgt drei Meter. Es dürfen keine elektrischen Geräte oder Hilfen verwendet werden, um die Leinen einzuholen.

Es ist nicht gestattet, für die Ausübung des Berufsfischers zugelassene Fanggeräte oder Fallen zu verankern oder aufzustellen. Lediglich beim Fischfang vom Boot ist eine Potera je Boot zum Fang von Tintenfisch erlaubt.

Unterwasserjagt mit der Harpune darf nur schwimmend und Apnoe von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang erfolgen. Autonome Tauchausrüstung, wie Lungenautomaten oder Pressluftflaschen zum Einatmen unter Wasser sind verboten.

Die gewerbliche Fischerei

Insbesondere hauptberufliche Fischer kämpfen mit Überfischung, Auflagen, Fangquoten und äußeren Umständen wie Klimaerwärmung und fremden Fischarten. Inwieweit diese Probleme hausgemacht sind, darüber sollte jeder selbst einmal nachdenken.

Gerade Spanien als Fischfang Nation hat trotz Bemühungen bei Fangquoten einen erheblichen Anteil an Überfischung. Das hört man nicht gerne, aber Fischer werden stetig mit Subventionen bedient. Man möchte, so die Begründung, Ernährung sicherstellen, Arbeitsplätze schaffen und – wohl auch keine Wählerstimmen verprellen. Fischer haben in Spanien eine ähnliche Wutkraft wie französische Bauern.

Kanarische Fischer sind kleine Fischer.

Riesige Fischtrawler gibt es auf den Kanaren im Vergleich zum spanischen Festland nicht, hier findet man kleine bis durchschnittlich mittelgroße Fischerbote die ihrer täglichen Arbeit nachgehen.

Welche Biomasse sie an Land ziehen, lässt sich gut nachvollziehen, da offizielle Fischerhäfen mit Meldesystemen ausgestattet sind, um Fangquoten zu kontrollieren.

Fangquoten legen fest, welche Menge an Wassertieren in einem abgegrenzten Gebiet und bestimmten Zeitraum gefangen werden dürfen. Fangbeschränkungen, die von der EU jährlich für kommerzielle Fischerei festgelegt und als TAC (allowable catches) bezeichnet werden. Diese werden unter EU Mitgliedstaaten aufgeteilt. Kompliziert wird die Sache dadurch, das TACs auch unter Ländern gehandelt werden.

Fischer auf La Palma

Auf der Insel La Palma finden wir mehrere kleine Fischerhäfen. Hauptsächlich werden diese von Hobbyfischern genutzt. Nur noch für wenige ist der hauptberufliche Fischfang rentabel, denn der Brotfisch für Küstenfischer ist noch immer die schlecht bezahlte Dorade.

Größere Geldsummen kommen vermutlich nur noch in der Tunfisch-Saison in die Kassen. Immer häufiger ist dadurch die Devise – Fischer im Zweitberuf.

Das gilt natürlich nicht für Alle.

Gerade in den zwei größten Häfen „Santa Cruz de La Palma“ auf der Ostseite und „Tazacorte“ im Westen der Insel finden wir noch Urgesteine, die Ihre Familie mit Fischfang ernähren. Dabei ist erkennbar, dass Fischereigewerbe in der Hauptstadt rückläufig ist, während die Zahl der Fischerboote in Tazacorte eher zunimmt.

Offizielle Statistiken der Europäischen Union sind leider selten besonders aktuell eine Tendenz ist dennoch zu sehen.

Private Angler dürfen Ihre Fische offiziell nicht verkaufen. Fischhandel ist der gewerblichen Ecke vorbehalten und hier gelten strenge Bestimmungen und Hygienevorschriften. Auf La Palma haben drei Stellen eine Autorisierung für den Ersthandel mit fangfrischem Fisch.

  1. Cofradía de Pescadores NªSª del Carmen Tazacorte (ESTAZ)
  2. Cofradía de Pescadores de El Pris-NªSª del Carmen
  3. Cofradía de Pescadores de NªSª de Las Nieves

Das Baglimit der Jahresquoten für Hobbyangler wie gewerbliche Fischerei wird sich drastisch verändern müssen, um unsere Meere nicht weiter zu belasten. Auch Plastikmüll muss bekämpft, illegale Abwassereinleitungen abgestellt werden.

Subventionen für Fischerei sind sicherlich nicht der richtige Weg, wenn diese dazu dienen mehr Masse zu fördern. Belohnen sollte man kleine Fischer für nachhaltige Arbeit. Dazu gehört auch, dass wir Verbraucher bereit sind etwas mehr für gute Qualität zu bezahlen.

Jürgen Weltenbummler

Jürgen Klopp lebt und arbeitet seit ca. 25 Jahren auf den Kanaren. Seinen ständigen Wohnsitz hat er seit 19 Jahren auf der Insel La Palma.

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