Obwohl Eugen IV. 1434 in einem päpstlichen Erlass eine Versklavung der Altkanarier verbot und sie zu freien Menschen erklärte, mussten viele von der palmerischen Urbevölkerung in der Sklaverei enden.
Lange vor der Eroberung La Palmas durch die kastillische Krone überzogen christliche Plünderer und Sklavenjäger die Insel mit Beutezügen. Gold oder Bodenschätze gab es nicht, dafür aber einfache Bauern, die sich laut alten Steuerbüchern gut als Handelsware eigneten.
Es war die Zeit der drei Klassen Gesellschaft
Nach der Eroberung der kanarischen Inseln bestand die Bevölkerung hauptsächlich aus Landwirten, meist ohne eigenen Landbesitz. Sie leisteten als Leibeigene Frondienste für die Grundherrn oder bewirtschafteten gegen eine Pacht das Land.
Die Oberste Klasse war der Adel. Meist bestand er aus Nachkömmlingen der spanischen Eroberer. Sie kontrollierten politische und militärische Kräfte. Allianzen gab es mit der Kirche und wenigen reichen Familien.
Gleich danach kam ein zahlenmäßig großer Klerus. Er war von Steuern befreit und durfte von Bauern den Zehnten fordern. Bezahlt wurde mit Münzen oder landwirtschaftlichen Produkten.
Den geringsten Stellenwert hatten Handwerker. Sie wurden wenig gebraucht, weil man vieles selbst machte. Lediglich Spezialisten wie Schmiede oder Fleischer hatten ein gewisses Ansehen.
Sklaverei war in dieser Zeit nicht verpönt, weil mit wirtschaftlicher Ausbeutung die Klassengesellschaft Aufrechterhalten werden konnte. Was ja im Sinne der Herrschenden von Adel und Klerus lag.
Sklaven für Zuckerrohrplantagen
Nach dem Columbus die ersten Zuckerrohrpflanzen in die Karibik brachte, begann der Siegeszug der Pflanze. Als wichtigster Rohstofflieferant für Haushaltszucker und Grundlage für Alkohol entwickelte sich ein weltweiter Markt, der nach Zucker verlangte.
Katalanische Landbesitzer bauten daher in den Wasserreichen Gebieten von Tazacorte und San Andres y Sauces erfolgreich Zuckerrohr an. Noch heute zeugen Herrenhäuser in San Andres und Villa de Tazacorte von wirtschaftlicher Macht und Reichtum.
Die Arbeit auf Plantagen und Zuckermühlen war hart und nicht besonders beliebt. Man benötigte Arbeitskräfte, holte Einwanderer vom spanischen Festland, aber auch Sklaven aus Afrika wurden hierher verschleppt.
Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert wurden rund 12 Millionen Schwarzafrikaner von europäischen Kolonialmächten England, Spanien, Portugal, Niederlande und Frankreich über den Atlantik deportiert, um als Sklaven auf Plantagen zu arbeiten. Viele davon landeten auf der atlantischen Inselgruppe der Kapverden, Kanaren und Madeira.
Auch auf La Palma bediente man sich afrikanischer Sklaven im Anbau von Zuckerrohr. Die Insel war damals eine der Säulen auf dem Gebiet und exportierte Zucker in die ganze Welt.
Zuckerkriese veränderte die Gesellschaft
Alles änderte sich, als Zuckerrohr auch in Amerika angebaut und von dort nach Europa exportiert wurde. Die niedrigeren Kosten der amerikanischen Herstellung ließen den Zuckermarkt Mitte des 16. Jahrhunderts zusammenbrechen, was schwerwiegende Auswirkungen auf die palmerische Gesellschaft hatte. Hinzu kam, dass im Jahr 1600 König Felipe mit der Zuckerkriese die Sklaverei abschaffte.
Wo sind die Sklaven aus La Palma heute?
Was ist mit den Sklaven passiert, die 160 Jahre lang auf den Plantagen des Aridane-Tals und in San Andres gearbeitet haben?
Plötzlich waren viele Menschen frei, hatten aber noch keine Freiheit. Nur diejenige, die als Sklaven ein Guthaben in den Geschäftsbüchern ihrer Besitzer hatten, man nannte das „Cartilla de ahora“ verfügten über etwas Geld und konnten gehen wohin sie wollten. Viele davon kehrten nach Nordafrika zurück.
Andere, weniger wohlhabende konnten die Insel nicht verlassen. Sie blieben im Aridane Tal und arbeiteten bei Tazacorte in der Marineindustrie. Manche gingen auch nach Tijarafe und Puntagorda in die Landwirtschaft oder zogen nach Garafia. Es war die einzige Gemeinde, wo sie gegen Zahlung eines „quintos“ (fünftel) fremdes Land bewirtschaften durften. Ihre Nachkommen leben noch heute auf der Insel.
Dieses Model des „fünftel“ gab es offiziell noch bis 2004.
Am ersten April 2004 wurde die 350 Jahre alte Geschichte aufgelöst und die „Cooperativa Propietarios Terrenos de Quintos“ gegründet.