Keine Piraten in der Schmuggler Bucht! Manchmal geben auch bekannte Orte auf La Palma Rätsel auf. In diesem Fall eine kleine Bucht in der Gemeinde Tijarafe. Bei Einheimischen und Touristen ist der als “Piratenbucht” bekannte Fleck ein beliebtes Ausflugsziel.
Ist es Poris, oder Prois de Candelaria? Und wie kommt der kleine Meeresarm, der in einem kleinen Innenbecken endet welches von Höhlen und Häuschen umrahmt wird, zu dem Ruf einer Piratenbucht?
Gab es dort tatsächlich Freibeuter?
Die Gemeinde beschreibt den Ort so:
Ein Hohlraum mit überwältigenden Ausmaßen, an dessen Seiten sich zahlreiche Höhlen und einige Häuser neueren Aufbaus befinden. Bis vor etwa vierzig Jahren gab es praktisch keine Bauarbeiten im Inneren, mit Ausnahme einiger (inzwischen verschwundener) Waschräume und eines einst sehr beliebten Brackwasser Brunnens, zu dem die Menschen in Dürrezeiten mit Töpfen und Maultieren herabstiegen beladen mit Fässern, um Wasser zum Trinken zu suchen.
Im Laufe der Zeit wurde der Proís de Candelaria zu einem der beliebtesten Sommerorte für die Tijaraferos, die kleine Schutzhütten bauten, in denen sie die heißesten Sommertage am Meer verbringen konnten. Das Beste, was wir tun können, wenn die Meeresbedingungen es erlauben, ist ein verdientes und entspannendes Bad im Schatten der kolossalen Steinkuppel zu genießen, die sich über uns erhebt und über einen herrlichen Sonnenuntergang nachdenkt.
Keine Spur von Hinweisen oder Informationen als Nest für Freibeuter aus der Gemeinde. Dafür kann man auf Wikipedia lesen:
Von Tijarafe führt ein Weg durch den Barranco Jurado zu einer kleinen Bucht am Meer, der Prois de Candelaria, ehemals ein Piratennest, heute befinden sich dort einige Fischerhütten.
Sieht man sich die Weblinks der Quellen an, gibt es jedoch auch bei Wiki keinen Beleg oder Hinweis auf Piraten.
Nur kleine Schiffe passen hinein.
Der enge Zugang zum Atlantik lies nur kleine Schiffe bei ruhiger See zu.
Proís oder Poris de Candelaria?
Geklärt scheint indessen der Name. Obwohl es kaum Dokumente über die Geschichte des Ortes gibt, wurde in einer alten Schrift aus dem Jahr 1588 der Ort „Prois“ als kleiner Hafen beschrieben. Es wird vermutet, dass das Wort Proise aus dem Portugiesischen kommt und das Anbinden des Bugs eines Schiffes bedeutet.
Damit wäre die Bezeichnung „Poris“, die auf vielen Webseiten und in einigen Reiseführern genutzt wird widerlegt. Es handelt sich um „Prois de Candelaria“.
Den Zusatz „Candelaria“ verdankt die Bucht einer Legende. Sie besagt, dass die Jungfrau von Candelaria mit dem Schiff von Santa Cruz de La Palma nach Puntagorda gebracht werden sollte. Die Seeleute machten einen Stop in Prois, worauf das Meer so stark auffrischte, dass trotz mehrmaliger Versuche kein Auslaufen mehr möglich war. Die Jungfrau von Candelaria blieb in Tijarafe.
Die Piratenbucht von La Palma
Blickt man über die kleine, versteckte Bucht und lässt seiner Fantasie freien Lauf, könnte man bei geschlossenen Augen Piratenflagge sehen oder Kanonenschüsse hören. Einzigartiges Ambiente der Bucht regt zum Träumen an.
Reiseberichte wie,
„Nach einem guten Abstieg kommen die Schmuggler Häuser in Sicht, welche heute als Ferienhäuser genutzt werden“.
Oder, „Hier an diesem versteckten Ort, weder von Land noch vom Meer einzusehen, konnten sich Piraten sicher fühlen“
Sind also weder verwunderlich, noch selten. Mit der Realität hat dies jedoch wohl wenig zu tun.
Keine Freibeuter in der Piratenbucht
Auch ein Schmuggler Nest war Prois de Candelarie wohl eher nicht. Die historische Relevanz der Anlegestelle für kleine Boote lag bei der Versorgung mit Lebensmittel und Gebrauchsgüter.
Zu dieser Zeit gab es keine gut befahrbaren Wege oder Straßen zur Hauptstadt wo der Handel stattfand. Man nutzte das Meer, um Güter jeder Art auf dem Seeweg zu transportieren. Anlegestellen und Ankerplätze waren an der rauen Küste selten, Zugänge ans Meer auch für Fischer rar. So war die Bucht von Prois wichtig für Tijaraferos und Händler aus Santa Cruz de La Palma.
Prois de Candelaria bleit unsere Piratenbucht
Auch wenn es keinerlei Belege von Schmugglern und Piraten gibt, war Sklavenhandel ein Teil der palmerischen Wirtschaft. – es könnte also durchaus sein, dass dort auch einmal ein Piratenschiff mit menschlicher Fracht anlegte oder einige böse Buben etwas schmuggelten.
Also lassen wir weiterhin unserer Fantasie freien Lauf und verbinden diesen malerischen Ort mit Schmugglerbanden und Freibeutern… es passt halt so schön.
Selbst wenn ihnen auf La Palma keine Freibeuter begegnen, Hütten in Prois aus jüngerer Zeit stammen und baden in der häufig aufgeschäumten See nicht immer möglich ist, sollten sie unsere Piratenbucht besuchen. Dort wo Einheimische einen besonderen Lebensstiel pflegen, können auch Besucher einen schönen und spannenden Tag erleben.
Sie erreichen das einzigartige Ziel über den „camino al prois“, der Eingang liegt neben dem Kiosco Diabolo. Die Bucht liegt etwas versteckt unter einem gigantischen Felsüberhang. Fahren Sie am besten mit dem Auto zu den Parkplätzen vor Prois und gehen den restlichen Weg zum vermeintlichen Schmugglerhafen zu Fuß. Wer gerne die Natur genießt, findet auch einen recht spannenden Wanderweg durch das Barranco Jurado.