La Palma ernährt sich Lokal

La Palma ernährt sich Lokal

Jürgen Weltenbummler

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Gerade im ländlichen Bereich wusste man auf La Palma schon immer um den Wert eigener Produkte. Auch viele Touristen und Besucher der Insel deckten sich, als Selbstverpfleger in Apartments und Ferienhäusern, gerne auf unseren Wochenmärkten mit Lebensmittel ein. Selbst einige Supermärkte wussten in der Vergangenheit, dass man mit einheimischen Produkten zahlende Gäste an die Kasse lockt.

Gleichzeitig wurden, und werden jedoch Produkte aus Übersee angeboten. Meist preiswerter als Insel eigene Gewächse, schöner dekoriert und besser präsentiert. Umsatz und Gewinn machen diese Einkaufszentren mit Global erzeugter Ware.

Der palmerische Bauer hat davon wenig.

Nicht selten werden Fincas zum Selbstkostenpreis bewirtschaftet. Die Wertschätzung regionaler Produkte war zwar vorhanden, gekauft wurde jedoch die billig in Übersee produzierte Ware. Nicht nur, weil die Preisschilder kleiner sind, oft täuscht unser Auge das menschliche Gehirn.

Das hässliche Gemüse vom Bauern spricht uns weniger an.

Da ist die Gurke nicht gerade, Tomaten haben Wuchsflecken, und die echte Karotte erinnert manchmal mehr an Knollen. Von der kanarischen Banane, mit ihren dunklen Flecken möchten wir hier gar nicht sprechen, da bietet doch die große Chiquita Banane, produziert in dritten Welt Ländern ein ganz anderes Bild.

Plötzlich ändert sich die Weltanschauung.

Ein mikroskopisch kleines Virus ändert das globalisierte Denken der Mensen. Ganz plötzlich greift man nach Produkten, die der Bauer um die Ecke gepflanzt, der Viehhirte im Freiland gezüchtet hat.

In ganz kurzer Zeit hat sich ein Trend entwickelt, mit dem man gehen möchte. Fast könnte man glauben, es handelt sich um betreutes Denken, weil so viele Bewohner mitmachen.

Was passiert hier da gerade?

Globalisierung ist kein Naturereignis mehr. Die Marktmacht internationaler Unternehmen schwindet, der örtliche Landwirt gewinnt an Stellenwert. Weltweiter Kapitalismus scheint vergleichbar mit einem Oldtimer ohne Zulassung.

Die Zahl der Menschen, die in dieser Zeit feststellen, dass handwerklich hergestellte Produkte einen besseren Geschmack haben, auch gesünder sind, wächst stetig. So manch ein Zeitgenosse merkt erst jetzt, dass frische Produkte nicht mit Dosenfutter oder Tiefkühlware mithalten kann.

Bio Siegel sind Schwachsinn.

Nicht zuletzt zahlreiche Lebensmittelskandale haben dazu geführt, dass Menschen auch im globalen Weltmarkt etwas mehr Sicherheit über die Qualität Ihrer Lebensmittel möchten. Biologischer Anbau wurde zum neuen Zauberwort. Allerdings ist ein Bio Siegel nichts wert, weil Lokale Produkte besser sind.

Betrachten wir die Bezeichnungen „bio“ und „regional, verbinden wir guten Geschmack mit positivem Umweltschutz. Teilweise trifft dies auf beide Varianten zu. Allerdings können regionale Produkte durchaus auch Bio sein. Bio-Lebensmittel müssen aber nicht aus der Region kommen. Mit diesem Werbegag werden Nahrungsmittel rund um den Erdball gekarrt. Den dadurch entstehenden CO² Fußabdruck durch Transport, Kühlketten und Einlagerung in Supermärkten muss an dieser Stelle nicht erläutert werden.

Regionale Produkte sind hingegen ein großer Beitrag zum Klimaschutz, weil lange Transportwege entfallen, weniger CO², welches den Treibhauseffekt fördert freigesetzt wird. Darüber hinaus, sind dadurch Lebensmittel auch frischer, geschmackvoller und gesünder.

Regionale Ernährung ist auf La Palma einfach

Fleischprodukte werden ohne Massenzucht produziert, frischen Fisch fängt man vor der Haustür und landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln, Gemüse und Früchte wachsen rund um die Dörfer der Insel.

Diese Regionalität setzt aber einen neuen Lebens-Stiel voraus. Wir müssen beim Einkauf auf Lebensmittel Herkunft achten. Wer auf dem Dorf wohnt und zum nachbarlichen Bauer gehen kann hat es leicht. Auch Wochenmärkte sind eine Fundgrube, weil dort meist die Erzeuger selbst verkaufen.

Bei regionalen Erzeugnissen im Supermarkt wird es dann schon schwieriger. Auf La Palma führen zwar auch große Ketten wie Mercadona, Lidl oder Spar Lebensmittel einheimischer Bauern, aber man versucht nicht selten durch Auslage und Preisgestaltung den Verkauf von Überseeprodukten zu fördern.

Gleiches gilt bei Fisch. Hier muss zwar der Fang Ort angegeben werden, für viele Verbraucher ist das bisher jedoch nicht wichtig. Wer Lachs möchte, der wird halt keinen frischen aus La Palma erhalten. Hier bleibt dann nur das alte Muster, oder eine Umstellung der Präferenzen. Bei Fleisch gilt dies natürlich ebenso. Die Augen bleiben oft verschlossen, weil Billigpreise geiler sind als Geschmack.

Das Dillemmer palmerischer Landwirte

Obwohl Inseleigene Produkte immer stärker gefragt sind, fallen in Zeiten der Coronakrise die Preise. Hervorragende Lebensmitte verderben oder werden verramscht, weil Absatzmärkte wie Hotels, Restaurants und Touristen fehlen.

Dem Bauer blutet dabei das Herz, denn er hat viel Zeit, Geld und Arbeit investiert, um Nahrungsmittel herzustellen.

Einen großen Vorteil kann Fischerei, Landwirtschaft und Viehzucht dennoch verbuchen. Das Bewusstsein für regionale Produkte verstärkt sich. Denn nur so können wir Verbraucher nachvollziehen, woher die Ware kommt. Das bringt Sicherheit für Konsumenten, schafft Vertrauen und könnte für einen zukünftigen Boom sorgen.

Sie als Verbraucher bestimmen.

Letztlich entscheidet Ihr Kaufverhalten was in Supermärkten angeboten wird, ob lokale Landwirte überleben und das Thema Umweltschutz wie Gesundheit eine Rolle in Ihrem Leben spielen.

Handeln Sie einfach Mutig und geben Sie einheimischem Gemüse, auch dann eine Chance, wenn es nicht ganz so toll aussieht wie massenhafte Treibhausware ohne Geschmack.

Jürgen Weltenbummler

Jürgen Klopp lebt und arbeitet seit ca. 25 Jahren auf den Kanaren. Seinen ständigen Wohnsitz hat er seit 19 Jahren auf der Insel La Palma.

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